CULTURAL HACKING (German Version)
Diese
Hacker wildern im öffentlichen Stadtraum
Ein
praktischer Workshop unter der Leitung von Ilka Theurich
Der
Hacker ist der Held der nächsten Kunst. Eine in Hackerkreisen
beliebte Definition des Hackens lautet schlicht “Atypisches
Nutzerverhalten”.
„Cultural
Hacking ist eine dem Computer-Hack entlehnte Idee der
Umkodierung und Verfremdung bestehender kultureller Codes. Über
Manipulation und Zweckentfremdung von Alltagsgegenständen, -regeln
und -routinen im außermusealen, öffentlichen Raum wird die
Strategie verfolgt, Tabuisiertes hervorzuheben, resp. neue Lesarten
des Gewohnten zu schaffen. Cultural Hacking als Kunst verläuft dabei
entlang den Linien des Subtil-Politischen.“ (Adrian Heuberger)
Die
Abweichung, die Alternative ist auch das wesentlichste
Strukturmerkmal des Hacks. Der Hacker weiß, es gibt nicht die eine
Weise, ein Gerät, eine Software, einen Dienst oder ein sonstiges
Artefakt zu verwenden, sondern es gibt immer auch eine Alternative.
Es gibt immer einen Weg, der nicht vorhergesehen war. Das ist die
Politik des Hackens: das Aufzeigen und Schaffen von Alternativen.
Torsten
Meyer hat den Hacker als Ablösefigur des Intellektuellen, des
Kritikers und des souveränen Subjekts eingeordnet. Der
Intellektuelle appellierte an die Öffentlichkeit, der Kritiker
kritsierte die Werke und gesellschaftlichen Zustände und das
souveräne Subjekt behauptete seine Souveränität gegenüber seiner
Umwelt. Die Helden vergangener Diskurse, sie interessieren den Hacker
wenig.
Der
Hacker kann mit dem Kritiker nichts anfangen. Warum etwas
kritisieren, anstatt es besser zu machen? Hacken bedeutet forken.
Forken – “Gabeln”, heißt es, wenn man ein Projekt an einem
bestimmten Punkt seiner Entwicklung verzweigt. Die Codebase teilt
sich und wird einfach in zwei unterschiedliche Richtungen
weiterverfolgt. “Behalte deine Meinung. Ich mach was neues.”
Etwas zu forken ist besser als es zu kritisieren. Der Hacker zuckt
mit den Schultern gegenüber dem souveränen Subjekt.
Es
geht dem Hacker dabei gar nicht mal darum, die eigene Alternative
durchzusetzen, oder das bestehende System zu überwinden. Hacken tut
man, weil es geht. Und doch ist der Hack das dringendste politische
Programm, in einer Welt, deren politische Grundkonfiguration die
Alternativlosigkeit ist. Das atypische Nutzerverhalten ist ein Akt
der Freiheit, denn es ist das Ausbrechen aus einem System, das alles
durchzuregieren droht. Der Hack hilft zwar nicht, das System zu
überwinden, sich von ihm unabhängig zu machen oder irgendeine
Souveränität gegen es zu behaupten (das ist das alte Denken). Das
atypische Nutzerverhalten überwindet aber die inhärente Totalität
die jedem System zu eigen ist. Es stellt dem System die Alternative
als Versprechen und/oder Drohung gegenüber und verweist somit auf
die Kontingenz und Fragilität seines Machtanspruchs.
„Von
den Dadaisten, über
den Situationismus und Punk existiert
eine direkte Entwicklungslinie zu aktuellen Formen subversiver
Strategien. Und diese folgen der Logik von Hackern: in fremde Systeme
eindringen, sich darin orientieren und dann neue und überraschende
Orientierungen einführen. Damit verkörpert Cultural
Hacking die
zeitgenössische Fortsetzung der Kunst
des Handels im
Sinne von Michel de Certeau.“ (Thomas Düllo, Franz Liebl)
Ziel
dieses Workshops ist es, das die TeilnehmerInnen mit anderen
Augen durch den öffentlichen Stadtraum gehen und in Kleingruppen
reversible Cultural Hackings umsetzen. Nach einer 20 minütigen
Einführung werden die TeilnehmerInnen den näheren Stadtraum
gemeinsam erkunden um danach in Kleingruppen unter Anleitung von Ilka
Theurich einen Cultural Hack zu planen, zu bauen und in den Stadtraum
zu installieren. Zwei Termine sind für diesen Workshop angesetzt.